Süßkind von Trimberg

2. Hälfte des 13. Jahrhunderts – Im Mittelalter hatten Juden ganz selbstverständlich Anteil an der höfischen Kultur: Einerseits rezipierten sie mittelhochdeutsche Epen und Minnesang, andererseits dichteten sie selbst. Das prominentestes Beispiel hierfür ist der aus Franken stammende Minnesänger und Sangspruchdichter Süßkind von Trimberg.

aus dem „Codex Marnessum“ 1305-1330 (03)

Im Mittelalter war Minnesang modern. Die Frage, ob auch Juden Anteil an dieser höfischen Lyrik hatten, glaubte die Germanistik bis vor kurzem – mit wenigen Ausnahmen – verneinen zu müssen. Doch seit einigen Jahren hat sich diese Vorstellung gewandelt und es gilt als gesichert, dass Juden wie Christen gleichermaßen an der höfischen Kultur partizipierten.

Mit meiner Kunst begebe ich mich wirklich auf eine Narrenreise. Weil mir die hohen Herren keinen Lohn geben wollen, werde ich ihren Hof fliehen und mir einen langen grauen Bart wachsen lassen. Als alter Jude werde ich fortziehen, mit langem Mantel und Reisehut. Demütig muss ich dahin schleichen und kann nie mehr höfischen Minnesang erklingen lassen. Denn die hohen Herren rücken nichts von ihrem Reichtum heraus.“

Die Strophe erinnert an eine ähnliche Klage Walthers von der Vogelweide, der vorgab, nur in halbwegs gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen als Minnesänger kreativ sein zu können. Süßkind von Trimberg erscheint hier (in einer sogenannten Heischestrophe) als fahrender Sänger, der von Burg zu Burg zieht, um sich und seine Kunst anzupreisen. Seine mittelhochdeutschen Verse unterscheiden sich in ihrer Sprache und metrischen Machart in nichts von Strophen Walthers von der Vogelweide.

„Zurück zur jüdischen Art“ von Süßkind von Trimberg
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„Ein Wolf“ von Süßkind von Trimberg
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„Ein Wolf“ frei ins Hochdeutsche übertragen von Dr. Livius Fürst
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„Wa Hêb Vf Vn̄ Nicht En Vind“ von Süßkind von Trimberg
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„Herr Heb Auf Und Herr Finde Nichts“ frei ins Hochdeutsche übertragen von Dr. Livius Fürst
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