Lieder der 20er & 30er Jahre

Comedian Harmonists 1930. Stehend von links: Roman Cycowski, Robert Biberti, Ari Leschnikoff; stehend ganz rechts: Erich A. Collin; sitzend links: Erwin Bootz; sitzend rechts: Harry Frommermann (23)

„Irgendwo auf der Welt“, „Bei mir bist du schön“, „Ein Freund, ein guter Freund“ sind heute noch immer bekannte und beliebte Lieder, deren Gemeinsamkeit – außer, dass sie aus einer anderen Zeit stammen – wohl den wenigsten Menschen bekannt sind, ihre Musik und ihre Texte stammen von jüdischen Künstlern.

Marlene Dietrich und der „Blaue Engel“ sind heute noch populär, vor allem durch das Lied „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Getextet und komponiert wurde es vom Musiker Friedrich Hollaender, wie viele andere Lieder auch, zum Beispiel „An allem sind die Juden schuld“.
Hollaender hielt schon in den frühen zwanziger Jahren, wie viele seiner Kollegen, mit Kabarettprogrammen der Gesellschaft einen schonungslosen Spiegel vor und wurde unter dem größer werdenden Einfluss der Nationalsozialisten in den dreißiger Jahren Repressalien ausgesetzt

„Ein Freund, ein guter Freund“ von den Commedian Harmonists
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„An allem sind die Juden Schuld“ von Friedrich Hollaender
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„Ich bin von Kopf bis Fuß“ von Friedrich Hollaender
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„Shtiler, Sthiler“ von Shmerke Kaczerginski
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Annemarie Hase
1900-1971 (24)
Friedrich Hollaender 1896-1976 (25)
Shmerke Kaczerginski 1908-1954 (26)

„Irgendwo auf der Welt“ von Robert Gilbert
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„Zog nit keynmol“ von Hirsh Glik
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Robert Gilbert 1899-1978 (27)
Hirsh Glik 1922-1944 (28)

Wer nicht rechtzeitig den Sprung in ein unbestimmtes Schicksal außerhalb Deutschlands geschafft hatte, den ereilte zwangsläufig das Schicksal unendlich vieler jüdischer Bürger. Doch selbst unter den schwierigsten Gegebenheiten in den Konzentrationslagern entstanden Lieder und Texte, die pointiert in einer Mischung aus Widerstand und Wut die Missstände künstlerisch umsetzten.
Robert Gilbert war einer der erfolgreichsten Schlagertexter, er arbeitet mit Friedrich Hollaender, Werner Richard Heymann und eigentlich sang ganz Deutschland seine Zeilen wie „Das gibt’s nur einmal“ oder Ein Freund, ein guter Freund.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten schrieb Gilbert: „Das Land ist aufgebrochen – wie ein Pestgeschwür“.
Es ist kaum zu ermessen, welch kreatives Potenzial in dieser Zeit gewaltsam erstickt wurde und der Welt verloren ging.