Das Hohelied Salomons

Egon Tschirch: Das Hohelied Salomos (Bilderzyklus 1923) (02)

Um das Jahr 0 – In der jüdischen Tradition wird das Hohelied – das Schir Haschirim – als Sinnbild des Verhältnisses zwischen Gott und Israel interpretiert.
Rabbi Abraham ben David (Baalei haNefesh) betont: »Also soll ein Mann seine Frau lieben wie sich selbst, er soll sie achten, ihr gegenüber barmherzig sein und sie so schützen, als wäre sie ein Teil seines eigenen Körpers; in gleicher Weise soll sie ihm dienen, ihn achten und ihn so lieben wie sich selbst, denn von einem Mann wurde sie genommen.« Die hier hervorgehobenen Eigenschaften sind Liebe, Achtung, Barmherzigkeit und Schutz – Werte, die auch für die enge Freundschaft zweier Menschen gelten. Das Verhältnis zwischen Mann und Frau ist sowohl physisch als auch spirituell. Wobei die Betonung auf der Pflicht der Ehepartner liegt, einander zu achten und füreinander zu sorgen.

Die Fähigkeit, zu lieben, ist die Fähigkeit, zu geben, einander zu beschenken.
Mann und Frau bilden eine einzige vollkommene Einheit: »Rabbi Eleasar sagt: Ein Mann ohne Frau ist kein Mensch, denn es wurde gesagt, ›Als Mann und Frau erschuf Er sie, und Er gab ihnen den Namen Mensch‹« (Jewamot 63a). Die Ganzheit wird durch gegenseitige Zugeständnisse ermöglicht – verbunden mit einer gleichzeitigen Wahrung der Individualität jedes Partners innerhalb der Beziehung. Geschrieben lange vor den Untersuchungen der Liebe in der modernen psychologischen Literatur, schenkt uns das Hohelied ein einzigartiges Bild der reifen Liebe

„Das Hohelied Salomos“
Sprecher: Johanna Graen & Max Rohland | Musik: Yamma Ensemble
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